mit Eckhard Debour

Die Theaterproduktion „Biedermann & Brandstifter“ ist in Kooperation mit dem rohestheater in Aachen entstanden. Wir arbeiten bereits 20 Jahre mit dem Theater zusammen und unterstützen die dort entstehenden Produktionen immer wieder mit Freude.

Die aktuellste Aufführung, welche unter der Regie von Eckhard Debour entstanden ist, beruht auf dem Drama „Biedermann und die Brandstifter – Ein Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch. Darin nimmt der Hauptprotagonist Gottlieb Biedermann zwei Fremde auf seinem Dachboden auf, die sich später als Brandstifter outen. Obwohl es immer wieder Anzeichen dafür gab, will er dies allerdings nicht wahrhaben. Biedermann spiegelt damit die bedenkliche Fähigkeit der Menschen wieder, eine erkennbar drohende Gefahr zu verdrängen und so dem eigenen Untergang bewusst entgegen zu gehen. Die Figur steht für feiges Anpassen an bestimmte Erwartungen und Normen, bei dem Konsequenzen des eigenen Verhaltens völlig missachtete werden.

Bei so einer anspruchsvollen Lektüre, fiel es den Schüler*innen vorerst schwer Biedermann zu verstehen und einen Transfer auf heutige Themen zu finden. Um den Zeit- und Realitätsbezug des Stückes sichtbar zu machen, haben sie sich während der Produktion damit auseinandergesetzt, für wen die Figur des Biedermanns heute stehen könnte. Die Verbindung zur NS-Zeit ist wohl die naheliegendste, doch auch in der Gegenwart finden wir „Biedermänner und -frauen“. Denn Homophobie, struktureller Rassismus und antidemokratisches Verhalten finden sich sowohl bei Privatpersonen als auch in staatlichen Organisationen wie Polizei, Militär etc. wieder. Durch die Auseinandersetzung mit den Thematiken der Produktionen wachsen die Jugendlichen und entwickeln ihre Persönlichkeit.

Die Komplexität des Stückes bot die Möglichkeit, dass alle Beteiligten zum Spielen gekommen sind. Zudem entstand so eine in jeder Hinsicht bunte Inszenierung, bei der auch schrille Neofarben ihren Platz fanden. Besonders eindrucksvoll war ebenfalls der Feuerwehrchor, der in jeder Szene in Rot als mahnende Erscheinung auftritt. Die Atmosphäre im Theater wurde durch exzellentes Zusammenspiel zwischen Licht, Musik, atemberaubenden Kostümen, der Dynamik des Bühnenbildes und natürlich der Dramaturgie der Schauspieler*innen, welche die Choreographien ausdrucksstark zum Leben brachten, bestimmt. Dementsprechend spektakulär ist es die Inszenierung auf der Bühne zu sehen. 

Das rohestheater hat bereits 1991 die erste Produktion „Lieder vom Krieg“ auf die Bühne gebracht und konnte so 2021 sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Seit Beginn produziert die Theatergruppe der Mies-van-der-Rohe-Schule jedes Jahr aufs Neue atemberaubende Theaterstücke, die sich mit sozialen, politischen oder auch philosophischen Themen auseinandersetzen. Zu den Schauspieler*innen gehören neben gegenwärtigen Schüler*innen des Berufskollegs auch ehemalige und auswärtige.  Jeder kann sowohl auf als auch hinter der Bühne bei Kostümen, Technik, Bühnenbild und allem was sonst zu einer Theaterproduktion gehört mitwirken.

Mit jedem neuen Schuljahr beginnt auch eine neue Produktion, wo alle Beteiligten ihre Ideen miteinander teilen und zu einer Aufführung zusammenführen. Dabei werden neben Eigenproduktionen auch Werke von bedeutenden Schriftsteller*innen, wie Schiller und Büchner, auf die Bühne gebracht.

Weiter Informationen zum rohestheater und den vergangenen sowie aktuellen Aufführungen finden Sie unter: https://www.rohestheater.de/de/.