Autor: Paula Werner (Seite 2 von 3)

Besuch vom Ministerium bei der Ausstellungseröffnung in Wuppertal

Großformatige Bilder, kleine Schwarzweiß-Fotos, eine Live-Tanzperformance und Videos wurden während einer Ausstellungseröffnung am 2. Dezember 2022 der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit Bildung Kultur NRW e.V. (LAG ABK) in Wuppertal gezeigt. Die Eröffnung wurde von Stefan Jung aus dem Referat Kulturelle Bildung vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen besucht. Im Dialog mit Vertreter*innen der LAG ABK, interessierten Besucher*innen und Künstler*innen wurde über die Entstehung der Kunstwerke und den Wert der Kulturellen Jugendarbeit für Kinder und Jugendliche gesprochen. Eindrucksvoll berichteten die Künstler*innen über teilweise schwierige Bedingungen, unter denen die Kunst entstanden war. Ein Fotoprojekt in der Dortmunder Nordstadt konnte zum Beispiel nur dadurch realisiert werden, dass der Künstler Jugendliche auf der Straße ansprach, ihnen Kameras gab und einen Zeitpunkt vereinbarte, zu dem die Kameras wieder abgegeben werden sollten. Die in diesem Projekt entstandenen beeindruckenden Fotos erzählten von der Lebenswelt der Jugendlichen. Im Austausch über die Ausstellung wurde sehr deutlich, welchen Nutzen Kinder und Jugendliche von den Projekten haben und bei einer Tanzperformance zeigte sich, welches Können viele Jugendliche an den Tag legten. Besonders der Aufbau einer Beziehung zwischen den Künstler*innen und den Teilnehmenden war Grundlage dafür, dass die Kinder und Jugendlichen längerfristig in den Gruppen blieben. Stefan Jung bestätigte, dass die gezeigten Projekte der LAG ABK im Sinne des Ministeriums seien und einen großen Wert für Kinder und Jugendliche haben. Alle Besucher*innen waren beeindruckt von den Exponaten, die in dem Wuppertaler Industriegebäude gezeigt wurden und den künstlerischen und sozialen Geschichten, die hinter der Entstehung der Kunstwerke lagen.

(K)un-(ST)-bewegt

mit Simone Sonnentag

Im Schloss Strünkede in Herne nahm die Künstlerin Simone Sonnentag die Teilnehmer*innen des Projektes mit auf eine Reise durch die Geschichte der Stadt. Dabei zeigte sie ihnen verschiedene Techniken des künstlerischen Schaffens. Das Schloss ist Teil des Emschertal Museums Herne und bot so den perfekten Raum für das Projekt.

In einem Raum des Schlosses, in dem rund um vergoldetet Spiegel und sogar noch eine alte Ritterrüstung stehen, war eine lange Tafel aufgebaut. An dieser konnten die Kinder ihre Kunstwerke produzieren und den Blick auf den Burggraben und den Schlosspark genießen. Doch bevor sich die Hände schmutzig gemacht wurden, ging es auf Erkundungstour durch das Museum. Gemeinsam machte die Gruppe einen Rundgang, auf dem die Kinder Objekte mit goldenem Detail finden sollten. Jedes Kind hat sich das Ausstellungsstück, welches es am schönsten fand, gut gemerkt und dann in Farbe auf Papier gebracht. Es wurde unteranderem eine Wunderlampe, eine Taschenuhr, ein Löffel und sogar ein Karussellpferd gemalt. Dabei war die Darstellung der eigenen künstlerischen Freiheit überlassen und so entstanden die ersten bunte Meisterwerke. Der richtig spannende Teil kam mit der Vergoldung der Werke. Dazu wurden die Stellen, an denen die Objekte aus dem Museum golden waren, mit Anlegemilch bestrichen. Wer schon einmal mit Blattgold gearbeitet hat, weiß, dass das keine echte Milch ist, sondern als Kleber für das Blattgold dient. War die Milch aufgetragen, wurden die Goldblätter auf die Stellen gelegt und angepinselt. Nun mussten die Bilder erstmal trocknen, bevor das überstehende Blattgold entfernt werden konnte.

Die zweite Mission begann wieder mit einem Erkundungsgang durch die Räume des Schlosses. Thema waren die Techniken um ein Portrait zu malen. Dazu haben die Kinder die Portraits im Museum besonders genau unter die Lupe genommen und zusammen wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede gesammelt. Von Simone gab es ein paar spannende Details zu den Portraits der früheren Schlossbesitzer. Nach einem kleinen Abstecher beim Plumpsklo, was früher von sage und schreibe 800 Rittern, die im Schloss lebten genutzt wurde, ging es wieder ans malen.

Mit Holzkohlestiften haben die Teilnehmer*innen nach ein paar hilfreichen Tipps ihre ersten Portraits skizziert. Sowohl von vorne als auch von der Seite wurden die wichtigsten Linien eines Gesichtes dargestellt, dabei konnte manchmal auch ein Blick zum Nachbarn helfen, um die Strukturen in echt zu begutachten. Am Anfang steht ein Hügel für den Körper, dann folgen die Linien für den Hals und der Kopf. Dieser kann ganz verschiedene Formen annehmen, ob Dreieck oder Oval, bei unseren Mitmenschen finden wir die verschiedensten Kopfformen. Dann stellen sich Fragen wie „Lächelt mein Gesicht oder nicht?“, „Ist die Nase eher groß oder klein?“ und „Guckt es mich an oder zwinkert das Gesicht vielleicht?“. Bei den Haaren können sich die Kinder dann richtig austoben. So vielen Möglichkeiten führten zu den verschiedensten Skizzen, eine Vielfalt wie in der Realität.

Die gesammelten Erfahrungen wurden sicher abgespeichert. Weiter ging es dann mit den Vorbereitungen des finalen Portraits mit Goldrahmen. Um diesen zu realisieren, ging es daran die Leinwände mit einem Gipsrahmen zu versehen. Die getane Arbeit war hinterher nicht nur auf der Leinwand sichtbar, auch der Tisch hatte einiges an Gips abbekommen. Die Rahmen mussten erstmal trocknen, damit sie bereit für die Vergoldung waren. Diese Kunstwerke sollten also am nächsten Tag fertiggestellt werden.

Zum Ende des Projekttages wurden im Stuhlkreis schon mal die fast vollendeten Bilder mit dem Blattgold betrachtet und alle für ihre individuelle Arbeit gelobt. Ein wahres Funkelmeer lag da auf dem Boden. So war es nicht verwunderlich, dass die Kinder sich selbst gelobt haben, indem sie sich auf ihre eigene Schulter geklopft haben. Nachdem Simone ihnen noch jeweils ein Glücksstein mit auf den Weg gegeben hatte, sind die stolzen, aber auch etwas erschöpften Kinder, gegangen. Fünf Stunden kreatives Arbeiten ist ja auch wirklich eine starke Leistung.

Afrika hautnah

mit Arnd Dalbeck

Die Gemeinschaftsgrundschule Styrum, Mülheim an der Ruhe, war in den Sommerferien ganz und gar nicht leer. Denn hier konnten die Kinder der Ferienbetreuung Augustastraße mit dem Künstler Arnd Dalbeck einen Exkurs nach Afrika machen. Während mit afrikanischen Trommeln Musik gemacht wurde, lernten die Kinder etwas über das Land und tauchten so in eine andere Welt ein.

Wie jede/r professionelle Musiker*in starten auch die Kinder mit einer kleinen Aufwärmübung an den Trommeln. Dazu wird ein Stuhlkreis gebildet und jeder bekommt eine eigene große Trommel, von denen hat Arnd nach Aussage der Kinder übrigens zwei Millionen in seinem Van. Mit Freude wärmen sich die Kinder ihre Hände und Arme auf, dann die Trommeln, mit ein paar einfachen Abfolgen, die Arnd jeweils vormacht und schließlich stehen alle auf, um auch den Rest des Körpers in Schwung zu bringen. Zum Beispiel durch den altbekannten Hampelmann und auch die Hüfte wird fleißig geschwungen, sodass man schon von einem kleinen Workout sprechen kann. Sind alle Muskeln warm, wird zu verschiedenen Songs getrommelt. Arnd macht wieder vor und die Kinder steigen zur Musik dann in den Rhythmus ein. Was gesungen werden kann, wird mit lauter Stimme in die Welt getragen und wenn erfolgreich ein Lied abgeschlossen wurde, geben sich alle einen ganz besonderen Applaus. Dieser startet mit einem Trommelwirbel nach dem sich dann alle die Hände auf den Kopf schlagen. Zwischen den afrikanischen Songs hat sich auch der Klassiker „We Will Rock You“ eingeschlichen, zu dem wahrscheinlich jeder mit trommeln könnte.

Eine kleine Trommelpause stellen die Tiertänze da. Hier wird zur Musik wie ein Nilpferd gestampft oder auch wie eine Giraffe getrunken. Das ist nämlich gar nicht so leicht, dazu wird sich breitbeinig hingestellt und langsam mit ausgestreckten Armen zum Wasserloch gebeugt. Danach wird dann wie eine Giraffe mit dem Nachbarn Kontakt aufgenommen, so streichelt man langsam die mit den Handflächen nach innen aufeinander liegenden Hände aneinander. Diese stehen stellvertretend für die Köpfe der Tiere.

Weiter getrommelt wird dann zu dem afrikanischen Song „Mama Simba Lala“ von Johnny Lamprecht, den kennen die Kinder schon sehr gut. Da fällt es ihnen leicht die Trommeln im Rhythmus zu spielen und dabei auch noch mit zu singen. Es handelt sich dabei um eine Mutmachlied, wo die Löwenmama ihrem Jungen sagt, dass es keine Angst haben muss und es schaffen wird. Aber auch wenn die Kinder keine Angst haben müssen, ist das Leben in Afrika manchmal gefährlich. Bei dem Spiel „Der Löwe kommt“ üben die Kinder regungslos auf dem Boden zu liegen. Sie schließen die Augen und hören quasi eine Traumreise, nur dass dabei der Löwe kommt und durch den Raum schleicht. Da spürt der ein oder andere sogar den Atem des Löwen im Nacken. Ganze fünf Minuten ist es mucksmäuschenstill und am Ende haben alle den Besuch des Löwen überlebt.

Auch wenn die Teilnehmer*innenzahl durch Corona etwas gelitten hat, sind die Kinder immer begeistert bei der Sache. So kommt es vor, dass auch in den Pausen von einigen Kindern getrommelt wird, um die Stoptanzperformance der anderen zu begleiten. Aber nicht nur die Kinder lieben das Projekt, welches übrigens schon seit vielen Jahren an der Schule stattfindet, sondern auch einige der anwesenden OGS-Betreuer können die Songs schon mitsingen. Sobald die Trommeln rausgeholt werden, kommen sie aus allen Ecken und gemeinsam wird musiziert.

BeatBasteln

mit Mathis Taler & Dennis Osterholz

Im Stadtteilzentrum „Q1 – Eins im Quartier“ findet unser Projekt „BeatBasteln“ unter der Leitung von dem Musiker Mathis Taler und dem Produzent Dennis Osterholz statt. Hier können zehn Kinder und Jugendliche eine Woche kostenlos in das Feld der Musikproduktion reinschnuppern und sich erste Fähigkeiten darin aneignen. Das Projekt kombiniert dabei die Bereiche Musik und Technik.

Jedes Kind hat über die Zeit des Projektes seine eigene Workstation, die aus Laptop, Kopfhörern und MIDI-Controllerkeyboard besteht. Ein MIDI-Controller ist ein Steuergerät, welches in der Lange ist MIDI-Signale an den Laptop zu senden, welche mit einem entsprechenden Programm zu Tönen umgewandelt werden. So können die Teilnehmer*innen zum Beispiel auf den Keyboardtasten spielen und der Laptop spuckt dann die Musik dazu aus. Mit diesem Equipment müssen die Kinder natürlich erstmal vertraut gemacht werden. Bevor es also zu Produktion kommt, wird gemeinsam gelernt. Die Projektleiter zeigen und erklären erste Funktionen und die Kinder haben die Möglichkeit rum zu probieren. Dabei könnten die Vorrausetzungen, die die Kinder mitbringen, nicht unterschiedlicher sein. Manchen müssen Mathis und Dennis erstmal den Umgang mit einem Laptop zeigen und andere haben vielleicht sogar schon mal mit einem Musikprogramm gearbeitet. Jeder wird hier auf seinem Niveau abgeholt und individuell an die Arbeit herangeführt.

Zur Einführung gehört auch die Auseinandersetzung mit der Musiksoftware „Ableton“. In dieser können verschiedenen Töne aufgenommen, verändert und übereinandergelegt werden. Zudem findet sich in dem Programm eine große Sammlung an Samples, also Geräuschen und kurzen Musiksequenzen, die unteranderem von vorherigen Kursteilnehmer*innen aufgenommen wurden.

Nachdem ein grundlegendes Verständnis für die Workstation erlangt wurde, können die Kinder erstmal aus den Samples ein eigenes Musikstück kreieren. Alleine das bietet durch die gefühlt unendliche Auswahl an Sounds schon eine Herausforderung. Es geht also auf Erkundungstour durch den Sounddschungel. Die einzelnen Töne werden auf den Tonspuren wie Legoblöcke zusammengesetzt und so eine erste Melodie geschaffen. Die ist zwar nicht immer beim ersten Anlauf ein Ohrenschmaus, doch das gehört dazu.

Im nächsten Schritt kommt dann die Feinjustierung, wo zum Beispiel an der Lautstärke, Höhe und Länge der Spuren oder deren Übergänge gearbeitet wird. Ist ein Gefühl für das Prinzip entstanden, geht es für die Kinder an die eigene Soundproduktion. Mit dem MIDI-Controller können ausgedachte Melodien eingespielt werden und über die Mikrofone auch mit der eigenen Stimme oder der Umgebung erzeugte Geräusche aufgenommen werden.

Mit den gesammelten Erfahrungen geht es daran ein eigenes Projekt zu starten. Das kann ganz klassisch ein Song sein oder auch ein Hörspiel. Dazu haben sich zwei Mädchen in dem Kurs entschieden. Sie produzieren ein echtes Drama mit spannenden Wendungen, wo Sie durch das Verstellen ihrer Stimmen die verschiedenen Charaktere zum leben bringen. Ein anderes Kind möchte gerne einen Star Wars Podcast machen und so wurde im Kurs dafür ein musikalisches Intro aufgenommen. Diejenigen die einen Song produzieren wollen, beginnen meist mit einfachen Drums, um schon mal einen Beat als Untergrund zu haben.

Damit sich die Kinder gegenseitig nicht stören, gibt es mehrere Räume, auf die sie sich aufteilen können. Außerdem singen und rappen manche auch nicht so gerne vor versammelter Mannschaft. Mit dem Field Recorder kann es zusätzlich auf Soundsuche gehen. Am Ende jeden Tages wird vor der Gruppe kurz präsentiert, was die einzelnen Teilnehmer*innen schon an Ergebnissen vorliegen haben. Und wenn das Projekt beendet ist, gibt es eine öffentliche Präsentation, wo vor allem die Eltern den Soundkunstwerken begeistert zuhören. Beim „BeatBasteln“ mit den etwas älteren Jugendlichen, wurden auch schon gemeinsame Songs aufgenommen. Einer rapp auf den Beat und jemand anders singt dazu, so geht es neben der persönlichen Erfahrung auch um das Zusammensein und voneinander inspiriert werden. Taucht man einmal in die grenzenlosen Möglichkeiten der Produktion ein, kann man gar nicht genug davon bekommen. Und auch wenn das im Kurs verwendete Programm kostenpflichtig ist, gibt es kostenfreie im Internet, die meist weniger Sounds und Funktionen haben, für Einsteiger aber völlig ausreichen. So kann der Spaß aus dem Projekt mit nach Hause genommen werden.

KulturForum

in Brakel

In der letzten Sommerferienwoche fand im Berufskolleg Kreis Höxter das 10. KulturForum statt. Gerhard Antoni, der unter anderem im Vorstand der LAG Arbeit Bildung Kultur ist, organisiert dieses Projekt seit zehn Jahren mit Unterstützung von vielen Seiten. Jedes Jahr haben die Kinder aus dem Landkreis die Möglichkeit, in verschiedenen Werkstätten kreativ zu arbeiten und in den Workshops neue Fähigkeiten zu gewinnen. Das KulturForum geht über drei Tage, an denen die Teilnehmer*innen von Künstler*innen begleitet werden, und ist dabei kostenlos für die Kinder.

Um 8 Uhr begann am Dienstagmorgen die Eröffnung des Projektes, und auch wenn man es so früh am Morgen in den Ferien vielleicht anders erwarten würde, waren die Kinder mit Vorfreude in die Schule gekommen. Dazu hatten sie aber auch jeden Grund, denn es warteten drei spannende Tage in ihren ausgewählten Workshops auf sie. So war nach der ersten Einheit bei den meisten jede Unsicherheit verflogen und der Spaß in den Gesichtern zu erkennen.

Über die drei Tage verteilt hatten die Kinder in verschiedenen künstlerischen Bereichen über zehn Stunden zum kreativen Arbeiten. Dazwischen gab es jeweils eine Frühstücks- und eine Mittagspause, in denen gemeinsam in der Cafeteria oder auf dem Schulhof gegessen wurde. Zu den kleinen Schnittchen gab es beim Frühstück jede Menge frisches Obst, welches zusammen mit dem strahlenden Sonnenschein ein wunderbares Sommergefühl hervorrief. Das Mittagessen lieferte dann zusammen mit der Pause genügend Energie für die letzte Einheit des Tages. Am Mittwochnachmittag gab es noch eine Theateraufführung, bei der mit Puppen das Stück „Der kleine Wassermann“ für Groß und Klein auf die Bühne der Aula gebracht wurde.

In den neun Werkstätten war die Vielfalt an Angeboten breit gefächert. Die Workshops zum Malen und Zeichnen behandelten neben verschiedenen Techniken, wie Kalligrafie, auch unterschiedliche Themen. So wurde in einem der Workshops zum Beispiel die Besonderheit des Schwarzweiß-Zeichnens gelernt. Am Ende hatten alle Kinder viele herausragende Kunstwerke geschaffen und neue Methoden zum Malen erlernt.

Auf andere Weise wurden in der Werkstatt „Recycling-Kunst“ künstlerische Meisterwerke geschaffen. „Aus Alt mach Neu“ war hier das Motto und so wurde zum Beispiel aus einer Schallplatte und alten Gefäßen ein bunter Stiftehalter gebastelt. Die Kinder hatten hier besonders viele Freiheiten, sodass als Ergebnis von einem Hocker über ein Piratenboot bis hin zu einem Basketballspieler quasi alles entstanden ist.

Etwas mehr Bewegung kam beim Tanzkurs und im Jonglage/Akrobatik-Workshop auf. Eine Gruppe junger Tänzer*innen studierte dabei zur Musik direkt eine richtige Choreografie ein und gewann während des Trainings an Körpergefühl. Auch die Akrobat*innen benötigten eine Menge davon, um beim Tellerdrehen und Jonglieren ihre Requisiten unter Kontrolle zu bringen. Das fiel dem einen Kind vielleicht schon etwas leichter als dem anderen, doch so konnten sie sich auch gegenseitig unterstützen. Gemeinsam haben sie eine richtige Zirkusshow auf die Beine gestellt.

Ganz klassisch bekamen die Schauspieltalente im Theaterkurs die Möglichkeit, eine Rolle im Stück „Pünktchen und Anton“ zu besetzen. In ein paar kurzen Szenen wurden die wichtigsten Teile der Geschichte auf die Bühne gebracht. Dabei verwandelte sich unter anderem ein Junge mit Perücke und Krawatte zu einem Lehrer und sorgte mit tiefer Stimme dafür, dass er der Rolle entsprechend gleich viel älter wirkte.

Besonders musikalisch wurde es im Workshop „Klangwelten“. Im Musikraum des Berufskollegs wurde getrommelt, gesungen und jedes anwesende Instrument ausprobiert. Dann wurden die Energien auf jeweils ein Instrument fokussiert und gemeinsam der Song „Give Peace a Chance“ von John Lennon einstudiert. Den Musikraum machten sich auch die Kinder aus dem Hörspiel-Workshop zunutze. Nachdem sie sich eine spannende Geschichte ausgedacht und ihre Texte eingesprochen hatten, ging es nämlich auf Geräuschesuche. Im ganzen Berufskolleg wurden Geräusche zur Untermalung der Geschichte gesammelt oder durch die Teilnehmer*innen selbst erzeugt. Das fertige Hörspiel ist hier zu hören:

Überall ging es in den Werkstätten mit dem Kennenlernen und ersten Übungen und Erklärungen los, bis die Kinder dann eigenständig kreativ waren und alleine oder als Gruppe etwas Schönes geschaffen haben. Alle Ergebnisse der drei Tage wurden ganz stolz am Donnerstag auf der Bühne den Eltern präsentiert. Dabei kam auch das Thema Frieden, welches sich durch einige der Workshops zog, zur Sprache. Ein paar der Kinder waren aus der Ukraine geflüchtet. Für sie war die Kommunikation mit der Sprache teilweise etwas schwierig, doch die Kunst sprach für sich. So sind wirklich alle Teilnehmer*innen in ihren Werkstätten aufgeblüht und haben Höchstleistungen vollbracht.

Fotograf Hannes Woidich

Welches MuKuLitier steckt in dir?

mit Antje Hemmer

Im ambulanten Jugendhilfezentrum St. Vinzent in Bochum-Mitte findet unser Projekt „Welches MuKuLitier steckt in dir?“ in Form von zehn unabhängigen Workshops statt. Wie der Namen verrät, bewegen sich die Workshops im Bereich Musik, Kunst und Literatur. Die Künstlerin Antje Hemmer bietet den Kindern damit eine große Vielfalt an Kunstformen, sodass sie die Möglichkeit bekommen, Neues kennenzulernen.

Wer besonders gerne mit Worten spielt und aus diesen fantasievolle Geschichten zaubern kann, wird sich im Workshop „Geschichten – Werde zum Helden!“ wohlfühlen. Natürlich ist jeder, der sein literarisches Talent noch nicht erforscht hat, willkommen, denn an jedem der zehn Termine geht es darum, seinen Horizont zu erweitern und noch unentdeckte Fähigkeiten aus den Kindern zu kitzeln. Richtig handwerklich wird es in den Workshops „Matschburg“, wo aus Ton jede erdenkliche Gestalt gebildet werden kann, und „Werken pur“, hier wird vor allem mit Holz gearbeitet. Die Möglichkeiten sind grenzenlos und jede Idee ist ihre Umsetzung wert. Dabei kann es durchaus mal etwas dreckig werden, aber hier gilt je bunter das Kind, desto mehr Spaß hat das Kreieren gemacht.

In einem trotz der Hitze angenehm kühlem Raum des Jugendhilfezentrums fand in der dritten Sommerferienwoche der Workshop „Ich-Box“ statt. Antje setzt dabei den Fokus der Kinder auf sich selbst. Die Aufgabe der Kinder ist es eine Künstlerbox zu gestalten, die ihre eigene Persönlichkeit wiederspiegelt. Bei diesem Prozess wird wirklich alles selbst entwickelt und nur wenn nötig bekommen die Kinder Unterstützung in Form von Fragen zur Anregung des Geistes.

Wir durften ein junges Mädchen bei der Gestaltung ihrer Box begleiten und sie so ein bisschen besser kennenlernen. Die Grundlage für ihre Ich-Box hat sie sich aus ein paar Holzbrettern zusammengebaut. Die Stücke wurden mit der kinderfreundlichen Japansäge passend gesägt und anschließend zusammengenagelt. Dabei hat sie gleichzeitig der Umgang mit dem Zollstock gelernt. Mit ihren Lieblingsfarben Blau und Rosa wurde das Holz dann bemalt und kreativ auf einem Besen, der zwischen zwei Stühle geklemmt wurde, die Farbe getrocknet. Nun ging es daran den Inhalt ihrer Box ganz individuell zu gestalten. Dabei hat sie neben einer ganz besonderen Glitzerkatze namens Lola, die sechs Beinen hat, ebenfalls ein Mandala und eine Spinne gemalt. Die kennt sie aus dem Keller ihrer Oma, der übrigens ganz wundervoll riecht, wie sie in einem kleinen Text vermerkt hat. Mit Knete wurde dann auch nochmal eine kleine Katze geformt. Die gehört mit zu ihren Lieblingstieren, wie eigentlich alle Tierbabys.

Nach dem künstlerischen Vergnügen wurde dann die Künstlerin selbst abgelichtet und das Bild gleich im Sekretariat ausgedruckt. Beim Reinkleben des Fotos in die getrocknete Box war dann Fingerspitzengefühl gefragt. Mit dem Zollstock hat sie eifrig gemessen, um die perfekten Maße für das Aufkleben auf den Boden der Box zu ermitteln. Nachdem das geschafft war, ging es an weitere Verschönerungsmaßnahmen der Box. Dazu gibt es auf dem Basteltisch reichlich buntes Material, wie Stempel, Aufkleber, Perlen und so weiter. Ihre Box wurde mit Schmetterlingen, Rosen und Herzen bestückt, sodass ein kleines Prachtwerk entstanden ist. So sah man am Ende ein kleines stolzes Mädchen mit ihrer ganz persönlichen Künstlerbox.

Während der Zeit hat sie neue Fähigkeiten, ganz nach dem Motto „Kann ich nicht, gibt es nicht“, gelernt. Und in der Pause hat sie uns und Frau Hoffmann vom Jugendhilfezentrum vom Überwinden ihrer Spinnenangst, ihren Brüdern und vom Urlaub erzählt. Sogar eine kurze Turnaufführung mit Radschlag und Handstand wurde präsentiert. Ein wirklich besonderes mutiges Mädchen, welches wir in diesem Projekt begleiten durften.

Wir schaffen Geschichten – Identität und Ausdruck im Film

mit Marisol Bock und Kevin Brenneman

Im Westen von Köln findet sich der Verein Rom e.V. Köln, wo unser Projekt „Wir schaffen Geschichten“ stattfindet. In der ersten Woche der Sommerferien haben hier Marisol Bock und Kevin Brenneman mit Kindern aus umliegenden Flüchtlingsunterkünften täglich kreativ gearbeitet und immer wieder Neues ausprobiert. Die meisten von den Kindern kennen die Einrichtung und kommen zum Spielen auch gerne außerhalb des Projekts auf die Anlage.

Das Gelände schafft eine eigene kleine Welt mit vielen Raum, um sich in einer sicheren Umgebung voll und ganz auszutoben. Neben der Turnhalle gibt es auch draußen Platz für sportlichen Aktivitäten und nach der Anstrengung bietet das Chill-Haus Möglichkeit, sich ordentlich zu entspannen. Die vielen anderen Räume bilden quasi eine große Bastelkiste, hier findet sich alles um die verschiedensten Kunstwerke zu erschaffen und auch an musikalischem Equipment mangelt es nicht.

Diese Vielfalt nutzen auch Marisol und Kevin im Projekt. Mit immer wieder neuen Spielen erleben die Kinder gemeinsame Stunden. Zum Beispiel werden bei dem Spiel „Props“, auf deutsch „Requisiten“, verschiedenen Gegenstände gesammelt und dürfen dann aber nicht mehr als das, was sie eigentlich sind, verwendet werden. Irgendjemand denkt sich also eine Szene aus und jeder, der möchte, darf in diese einsteigen und mitwirken. Wichtig dabei ist, dass die Kinder verstehen, dass es um ein Miteinander geht und niemand aus der Situation verdrängt wird. Ein weiteres Spiel, was sich regelmäßig gewünscht wird, heißt „Hi-Ha-Ho“, dabei wird sich in einem Kreis gegenseitig ein „Hi“ zugeworfen und mit einem „Ha“ und „Ho“ geantwortet. Hierbei geht es um schnelle Reaktionsfähigkeit und Konzentration, denn wer seinen Einsatz verpasst ist raus. Die Sieger bekommen am Ende natürlich eine süße Belohnung.

Die Pausen werden gerne mal im anliegenden Park verbracht, dabei haben die Kinder die Fläche genutzt und mit den Betreuern für die Bundesjugendspiele in der Schule trainiert. Das Wettrennen mit allen zusammen kitzelte dabei durch die Gruppendynamik Bestleistungen aus den Sportler*innen.

Weitere Highlights sind die gemeinsamen Jamsessions mit verschiedensten Instrumenten, darunter z.B. auch ein Fahrradlenker mit Klingel. Das Ganze entwickelt sich meist zu einem lauten Konzert, wo jeder der will seinen Soloauftritt genießen darf. Aber auch ohne Instrumente wird musiziert, jeder über nimmt ein Geräusch seiner Wahl und so entsteht ein menschliches Orchester. Dabei kann auch ein Ausdruck wie „Mhh Schoko-Zitrone“ gewählt werden, der vor allem durch die glückliche Art und Weise des Vortragens den Teilnehmer*innen ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Das ein oder andere Mal gab es auch ein Privatkonzert von Marisol, die mit Rosalia Mowgli ein Musikduo bildet. Auf Spanisch haben die beiden mit Gitarre gesungen und im Refrain konnten dann alle Kinder „Papeles, Papeles“ mitsingen.

Immer wenn der Rhythmus der Musik den Körper übernimmt, kann frei nach Schnauze getanzt werden. Für besonders lernwillige Kinder besucht Josch manchmal die Gruppe und tanzt gemeinsam mit allen Hip-Hop. Die neue gelernten Tanzmoves konnten dann am Donnerstag direkt auf der Dunkel-Party gezeigt werden. Dazu wird in einem abgedunkelten Raum mit Knicklichtern und Co eine richtige Disco geschaffen. Jedes Kind wird zum Künstler und erschafft durch Schminke und Verkleidungen ein eigenes Partykostüm.

Im Laufe des Projektes filmen die Kinder immer wieder kleine Sequenzen, von den Spielen, der Party oder auch extra gestellte Szenen. Kevin kann sie dabei mit seinem Film-/ Theaterhintergrund wunderbar unterstützen und führt sie an die verschiedenen Aufgaben und Funktionen, die bei so einer Filmproduktion benötigt werden, heran.      

Allgemein geht es vor allem darum das Projekt aus den Kindern zu gestalten. Jedes individuelle Talent der Kinder wird eingebaut und Ideen gefördert. So können sie sich in ihrer Identität entwickeln und die erste Schüchternheit vom Anfang ablegen. Es wird mit dem Fluss der Situationen ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ gegangen. Dabei lernen die Kinder ebenfalls kreativ mit Herausforderungen umzugehen.

Der Verein Rom e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, sich für die Menschen- und Bürgerrechte von Sinti und Roma einzusetzen und fördert die Kommunikation zwischen Roman und nicht Roman. Alle Informationen zum Verein und aktuellen Aktionen finden Sie unter: https://www.romev.de/.  

 

https://www.arbeit-bildung-kultur.de/cms/wp-content/uploads/2023/07/DSC_8942-scaled.jpg

Buchwerkstatt

mit Melanie Hoessel

In den Räumlichkeiten des Kinderschutzbundes Witten fand über die letzten Wochen unser Projekt „Buchwerkstatt“ statt. Mit der Unterstützung von Melanie Hoessel hatten hier Kinder aus der Umgebung die Chance ihre eigenen Bücher zu erstellen. Viele Kinder die an dem Projekt teilnehmen kommen aus Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund. Um den Kontakt zu diesen zu erleichtern begleitet auch die arabisch sprechende Stadtteil-Mutter Rim Alabdallah das Projekt.

Die Kinder können sich die Geschichte für ihr Buch frei ausdenken und jede Phantasiewelt erschaffen, die ihnen vorschwebt. Zu Beginn des Projektes ist das für die meisten die erste Herausforderung. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich für eine zu entscheiden, ist gar nicht so leicht. Die größere Aufgabe liegt dann jedoch darin, die gefundene Idee zu visualisieren. Was passiert eigentlich alles in meiner Geschichte und wie kann ich meine Gedanken und Ideen in Worte fassen oder in einem Bild darstellen, sodass ich andere daran teilhaben lassen kann? Bei diesen ersten Schritten steht Melanie den Kindern zu Seite und regt mit der oder anderen Frage die Gedanken an. Auch die Kinder untereinander inspirieren sich mit ihren Phantasien. So sind in diesem Jahr besonders viele Abenteuer mit verschiedenen Tieren entstanden. Neben Pandas und Eulen hat aber auch ein Ritter seine Geschichte bekommen und zwei Freunde sind sogar in Paris gelandet.

Nachdem die Grundidee entstanden ist, geht es an die kreative Umsetzung. Die Kinder malen Bilder, die den Verlauf ihrer Geschichte wiederspiegeln, und einige von ihnen schreiben auch schon die ersten Worte in Sprechblasen. Besonders spannend wird es, wenn die Kinder ihre Bilder mit der Technik des Linoldruck erstellen können. Dafür bringt Melanie an manchen Tagen die nötigen Materialien mit. Mit speziellem Schnitzwerkzeug werden in extra weiche Linoleumplatten die Konturen der Bilder geschnitzt und dann die Fläche mit Druckfarbe bestrichen. Die Platte wird anschließend umgedreht auf ein Papier gelegt und das mit einer Einhandpresse zusammengedrückt. So wird die Farbe auf das Papier übertagen und das geschnitzte Bild darauf sichtbar. Geht beim Drucken mal etwas schief ist das kein Problem, denn mit ihren Platten können die Kinder die Kunstwerke so oft wie nötig aufs Papier bringen.

Die Kinder die nicht ihre ganze Geschichte per Hand in ihr Buch schreiben wollen, können Melanie ihre Geschichte erzählen. Sie tippt diese dann ab und druckt die Texte für die Bücher aus. Zum Ende des Prozesses wird ein Autorenportrait erstellt, neben einem Foto notieren die Kinder ein paar Infos über sich. Um die Wunderwerke zu vollenden, wird alles von Melanie zu einem Buch gebunden. Die kleinen Autor*innen haben so mit Deckblatt, Bildern, Texten und dem Portrait wirklich alles, was zu einem Buch gehört, geschaffen.

Die fertigen Geschichten werden am Ende des Projektes von den Kindern vorgelesen. Das machen sie sogar vor Publikum und ganz alleine. Dabei sind manche natürlich schon etwas selbstbewusster als andere, aber wirklich allen sieht man an, wie stolz sie auf ihre literarischen Meisterwerke sind. In diesem Jahr durften die Eltern gespannt den Geschichten folgen. Im letzten Jahr fand die Lesung sogar in der Stadtbibliothek statt, eine ganz besondere Ehre für die Kinder. Die Bücher werden später natürlich mit nach Hause genommen und vielleicht als Vorlage für das nächste genutzt.

Im Kinderschutzbund Witten gibt es neben Projekten wie unserem auch eine Spielgruppe und Hausaufgabenbetreuung für Kinder. Zudem befindet sich an dem Standtort ein Kleiderladen, wo für eine geringfügige Spende gebrauchte Kinderkleidung, Wäsche, Spielsachen, Kinderwagen usw. angeboten werden. Kleiderspenden sind immer willkommen. Mehr Informationen zum deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Witten finden Sie unter:  https://www.kinderschutzbund-witten.de/.

Biedermann & Brandstifter (Schultheater)

mit Eckhard Debour

Die Theaterproduktion „Biedermann & Brandstifter“ ist in Kooperation mit dem rohestheater in Aachen entstanden. Wir arbeiten bereits 20 Jahre mit dem Theater zusammen und unterstützen die dort entstehenden Produktionen immer wieder mit Freude.

Die aktuellste Aufführung, welche unter der Regie von Eckhard Debour entstanden ist, beruht auf dem Drama „Biedermann und die Brandstifter – Ein Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch. Darin nimmt der Hauptprotagonist Gottlieb Biedermann zwei Fremde auf seinem Dachboden auf, die sich später als Brandstifter outen. Obwohl es immer wieder Anzeichen dafür gab, will er dies allerdings nicht wahrhaben. Biedermann spiegelt damit die bedenkliche Fähigkeit der Menschen wieder, eine erkennbar drohende Gefahr zu verdrängen und so dem eigenen Untergang bewusst entgegen zu gehen. Die Figur steht für feiges Anpassen an bestimmte Erwartungen und Normen, bei dem Konsequenzen des eigenen Verhaltens völlig missachtete werden.

Bei so einer anspruchsvollen Lektüre, fiel es den Schüler*innen vorerst schwer Biedermann zu verstehen und einen Transfer auf heutige Themen zu finden. Um den Zeit- und Realitätsbezug des Stückes sichtbar zu machen, haben sie sich während der Produktion damit auseinandergesetzt, für wen die Figur des Biedermanns heute stehen könnte. Die Verbindung zur NS-Zeit ist wohl die naheliegendste, doch auch in der Gegenwart finden wir „Biedermänner und -frauen“. Denn Homophobie, struktureller Rassismus und antidemokratisches Verhalten finden sich sowohl bei Privatpersonen als auch in staatlichen Organisationen wie Polizei, Militär etc. wieder. Durch die Auseinandersetzung mit den Thematiken der Produktionen wachsen die Jugendlichen und entwickeln ihre Persönlichkeit.

Die Komplexität des Stückes bot die Möglichkeit, dass alle Beteiligten zum Spielen gekommen sind. Zudem entstand so eine in jeder Hinsicht bunte Inszenierung, bei der auch schrille Neofarben ihren Platz fanden. Besonders eindrucksvoll war ebenfalls der Feuerwehrchor, der in jeder Szene in Rot als mahnende Erscheinung auftritt. Die Atmosphäre im Theater wurde durch exzellentes Zusammenspiel zwischen Licht, Musik, atemberaubenden Kostümen, der Dynamik des Bühnenbildes und natürlich der Dramaturgie der Schauspieler*innen, welche die Choreographien ausdrucksstark zum Leben brachten, bestimmt. Dementsprechend spektakulär ist es die Inszenierung auf der Bühne zu sehen. 

Das rohestheater hat bereits 1991 die erste Produktion „Lieder vom Krieg“ auf die Bühne gebracht und konnte so 2021 sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Seit Beginn produziert die Theatergruppe der Mies-van-der-Rohe-Schule jedes Jahr aufs Neue atemberaubende Theaterstücke, die sich mit sozialen, politischen oder auch philosophischen Themen auseinandersetzen. Zu den Schauspieler*innen gehören neben gegenwärtigen Schüler*innen des Berufskollegs auch ehemalige und auswärtige.  Jeder kann sowohl auf als auch hinter der Bühne bei Kostümen, Technik, Bühnenbild und allem was sonst zu einer Theaterproduktion gehört mitwirken.

Mit jedem neuen Schuljahr beginnt auch eine neue Produktion, wo alle Beteiligten ihre Ideen miteinander teilen und zu einer Aufführung zusammenführen. Dabei werden neben Eigenproduktionen auch Werke von bedeutenden Schriftsteller*innen, wie Schiller und Büchner, auf die Bühne gebracht.

Weiter Informationen zum rohestheater und den vergangenen sowie aktuellen Aufführungen finden Sie unter: https://www.rohestheater.de/de/.

Dortmunder Straßenkünstler (Hip-Hop Workshop)

Im Blücherbunker Musikstudio

Das Blücherbunker Musikstudio gibt es bereits 20 Jahre lang, seit 2010 unterstützen wir das Projekt. Hier können Jugendliche und junge Erwachsene zusammen mit den BrokenDreamBeatz in die Welt des Hip-Hops eintauchen. Das Projekt läuft über vier Tage, an denen jeder willkommen ist.

Die Teilnehmer*innen müssen dabei keine Voraussetzungen mitbringen, denn es geht darum, jeden so zu unterstützen, wie er es nötig hat. Die beiden betreuenden Sozialarbeiter und Musikproduzenten haben viele Jahre Erfahrung mit der Produktion von neuen Songs, sowie der Arbeit mit frischgebackenen Künstler*innen und bieten so ein optimales Umfeld.

Es kommen immer wieder junge Menschen zu dem Projekt, die davon träumen, mit ihrer Musik einmal ihr Geld verdienen zu können. Einige von ihnen haben bereits Songtexte geschrieben und diese zuhause schon mal auf den ein oder anderen Beat gerappt. Andere jammen zusammen mit Freunden, woraus sich dann auch schon die ersten Ideen entwickeln. Im Tonstudio werden die Texte dann besprochen und perfektioniert. Danach werden die Beats für die Songs gebaut. Sobald die Grundsteine für einen Song zusammengestellt sind, geht es für die Teilnehmer*innen in den Aufnahmeraum. Hier rappen sie dann ihren Text passend auf den Beat ein. Vom Regieraum aus werden Anweisungen und Tipps gegeben bis alles passt. Anschließend werden am Mischpult die einzelnen Tonspuren zusammengeschnitten und ein fertiger Song ist entstanden.

Wenn vorher keine Texte geschrieben oder Erfahrungen im Rappen gesammelt wurden, beginnt der kreative Prozess im Tonstudio, wo es dann vor dem ersten Mal Rappen noch den ein oder anderen Tipp gibt.

Sobald ein Song produziert wurde bekommen die jungen Rapper*innen die Audiodatei und können damit machen, was sie wollen. Einige laden ihre Songs auf YouTube hoch, andere spielen sie erstmal nur ihrem Bekanntenkreis vor. Jeder so wie er sich dabei wohlfühlt.

An den vier Tagen des Projektes sind insgesamt 15 Songs entstanden. Bei der Produktion geht es nicht nur darum, die Songs entstehen zu lassen, sondern auch darum den jungen Menschen, die Schritte der Produktion nahe zu bringen, damit sie irgendwann in der Lage sind, diese Schritte selbst durchzuführen. Für diejenigen, die schon mehr Erfahrung haben, gibt es die Möglichkeit mobile Tonstudios auszuleihen. So bekommt man alles nötige, um Zuhause alleine kreativ zu werden, wodurch viel mehr Ruhe für den Prozess entsteht und der Fokus wirklich nur bei einem selbst liegt.

Das Projekt ist immer auch ein Miteinander. Man hört sich gegenseitig zu, spricht über Texte und verbringt Zeit mit Menschen, die eine ähnliche Verbindung zu Musik haben. Die Teilnehmer*innen werden inspiriert und inspirieren andere. Manchmal entstehen so auch Songs als Gruppenprojekt, bei dem mehrere Rapper*innen zusammenkommen und einen gemeinsamen Song aufnehmen.

Einige der früheren Teilnehmer*innen haben es geschafft, sich ihren Traum zu erfüllen. Sie rappen heute hauptberuflich. Das Projekt hat ihnen in den Anfängen geholfen, ihr Talent zu fördern und mit viel Arbeit haben sie ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf gemacht.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »