mit Anna Irma Hilfrich & Amel Musija

Unser Projekt „Mein KIEZ“ findet in und um das Zentrum für Kultur Hochfeld in Duisburg statt. Hier bieten Anna und Amel, die diesen Teil der Stadt ebenfalls als ihren Kiez bezeichnen, Kindern und Jugendlichen aus dem Viertel an sich mit dem Thema Fotos und Medien auseinanderzusetzten. Willkommen ist dabei freitags von 15 bis 17 Uhr wirklich jeder.

In diesem Jahr hat sich dabei eine Gruppe von einigen Jungs aus der Gegend rauskristallisiert, die regelmäßig kommen. Auch wenn die Jungs meist selbständig vorbeischauen, kennen Anna und Amel vielen der Eltern. Für alle bedeutet das Viertel Heimat und so sieht man sich auch außerhalb des Projektes immer mal wieder. Angebote wie dieses sind hier unglaublich wichtig, denn es gibt jede Menge Kinder und Jugendliche, denen nur ein sparsames Angebot an Freizeitaktivitäten zur Verfügung steht. Nach der Schule wird also einfach im Viertel abgehangen und es werden immer mal wieder Faxen gemacht, wenn die Kinder nicht wissen, was sie machen sollen. Dabei droht schnell die Gefahr in Kontakt mit ansässigen Drogendealern zukommen, für die die Kinder ein leichtes Ziel darstellen. Die ganze Energie die sie in so jungen Jahren in sich tragen, sollte also unbedingt in Hobbys und andere Aktivitäten geleitet werden.

Im Projekt wird diese genutzt, um sich mal auf andere Art und Weise mit dem Thema Medien auseinanderzusetzten. Also nicht im Sinne des alltäglichen Umgangs mit dem Handy, wo durch Instagram gescrollt wird oder die neusten Spiele ausprobiert werden. Hier geht es mit Fotoapparat und Videokamera auf Entdeckungstour. Auch wenn die Jungs sich sehr gut in der Gegend auskennen, verändert die Kamera den eigenen Blickwinkel und lässt sie neue Perspektiven entwickeln. Gemeinsam wird in den Straßen oder im nahgelegenen Böninger Park nach Motiven gesucht. Dabei wird nicht nur der Umgang mit der Kamera gelernt, sondern auch die Privatsphäre der Menschen thematisiert. Nicht jedem ist klar, dass man andere nicht einfach so fotografieren oder filmen darf und vor allem auch selbst entscheiden kann: will ich oder nicht und wofür darf das Foto genutzt werden. So heißt es immer erst nachfragen, wenn ein Mensch im Kameraausschnitt zusehen ist.

Es gibt keine Vorgaben, jeder schaut sich um und lichtet ab, was gerade interessant ist. So bleibt die Gruppe immer wieder stehen, um neue Motive zu betrachten. Eine alte Tankstelle, die Spinne in ihrem Netz, welches in der Sonne funkelt oder das eingeschlagene Fenster, welches einen Einblick in die Leere des Ladens an der Ecke gewährt. Besonders gerne werden aber Fotos von Freuden oder Menschen, wie dem coolen Typ auf der Bank, gemacht. Bei einem lokalen Fest wurden dann sogar richtige Interviews mit den Besucher*innen geführt und gefilmt. Dabei darf jeder mal an die Kamera und seine Inspiration mit allen teilen. Am Ende werden alle Aufnahmen natürlich gemeinsam betrachtet und die coolsten Schnappschüsse ausgestellt.

Die Jungs kommen immer wieder gerne, denn sie haben hier ein Mitspracherecht, was in den Stunden auf dem Plan steht. Und auch wenn zwei Dozent*innen hier eigentlich etwas wenig für das ganze Temperament der Jungs sind, geben Anna und Amel ihr Bestes um sie auf Trapp zuhalten. Wichtig ist den beiden auch den Kindern Toleranz und Respekt gegenüber anderen beizubringen, denn das bekommen sie in ihrem Umfeld oft anders mit. Viele hatten schon Kontakt mit Kriminalität, ob in der Familie oder Nachbarschaft. Gang und gäbe sind Rapper, die in ihren Liedern Alles und Jeden beschimpfen. So wirkte der Rapper Tenor, der auch aus dem Duisburger Norden kommt und gesellschaftskritische Texte ohne viele Schimpfwörter schreibt, für die Jungs erstmal nicht so cool. Doch sein Talent hat überzeugt und jetzt ist er sogar Vorbild für einige der Jungs, die selbst gerne rappen.

Durch das Projekt kommen die Kinder in Kontakt mit Neuem. So weckt Anna, als sie etwas Geld für das Busticket zum Freibad spendiert, zum Beispiel mit dem Vorschlag, Unterschriften für ein kostenloses Ticket für Kinder zu sammeln, gleich Interesse.