mit Christian und Martin Tomaschewski

Im Stadtteil Bochum-Langendreer taucht in den Ferien immer wieder der Popcorn Zirkus auf. In der Manege treten allerdings keine langjährig erprobten Artisten auf, sondern Kinder und Jugendliche, die in nur einer Woche eine richtige Zirkusshow auf die Beine stellen. In diesem unserer Projekte werden die Teilnehmer*innen durch die Tomaschewski Zwillinge, zwei erprobte Zirkus-Experten, angeleitet.

Kommt man in den Probezeiten in das Gemeindehaus der St. Marien Kirche, taucht man schon am Eingang durch ein Zirkuszelt in eine ganz andere Welt ein. Der Saal ist gefüllt mit Einrädern, Diabolos, Pois, Matten und allerlei anderem Material, was für die professionelle Zirkusarbeit benötigt wird. Aber das Wichtigste sind natürlich die Kinder, von denen jede Menge durch die Gegend wuseln. Und allesamt sind fleißig am Trainieren.

Manche versuchen sich vom Jonglieren mit Tüchern hin zu Bällen oder Keulen hochzuarbeiten, während andere Diabolos in die Lüfte schmeißen. Körperkoordination ist hier an jeder Stelle gefragt und wenn eine Sache gerade nicht so gut klappt, dann gibt es genug Möglichkeiten einfach etwas anderes auszuprobieren. Wer hoch hinaus will, kann sich Dinofüße unter die Sohlen schnallen, auf Stelzen durch den Raum balancieren oder zwischen zwei Leitern in die Höhe steigen, während diese von einem selbst in der Waage gehalten werden. Für die ganz Mutigen steht auch ein Trapez im Raum, an dem verschiedenste Figuren erprobt werden können.

Besonders viel Balance ist auf dem Hochseil, was nicht 10 Meter über dem Boden schwebt, sondern nur etwa einen Meter, und auf den Laufkugeln gefragt. Wer es nicht kennt, den mag das Wort Laufkugel kurz stutzig machen, aber dahinter steckt genau das, was es sagt. Die Kinder laufen auf einer großen Kugel durch den Raum und wer schon sicher oben bleiben kann, der dreht dabei sogar noch Teller oder jongliert etwas. Daneben werden ganz klassisch Menschen-Pyramiden gebaut. Hier entsteht eine ganze Choreografie mit vielen Kindern, die auf und aneinander stehen und beeindruckende Standbilder kreieren. Dabei müssen sich die Kinder aufeinander verlassen können und genau wissen, wo sie als Nächstes stehen.

Bei all diesen aufregenden akrobatischen Leistungen, lernen die Kinder natürlich auch, wie sie sich gegenseitig sichern können. So führen nicht nur gemeinsame Choreografien zu einem Miteinander. Ganz besonders schön sind die Momente, in denen jemand eine Kunst erfolgreich gelernt hat und dann anderen Kindern dabei hilft, denn bei so vielen begeisterten Teilnehmer*innen können die Zwillinge nicht immer bei jedem an der Seite stehen.

Was neben dem bunten Treiben auch durchaus das Interesse des ein oder anderen wecken könnte, ist das Zirkuszelt in einer der hinteren Ecken des Raumes. Denn was sich darin verbirgt, bleibt erstmal ein Rätsel. Schaut man dann um die Ecke, sieht man eine Form der Künste, die man sicherlich nicht als erstes erwartet hätte. Hier üben die Glasartisten. Kinder, die mit viel Konzentration über Glasscherben laufen, darauf einen Handstand präsentieren oder sogar mit einem Sprung auf dem Scherbenfeld laden. Kurz vor Antritt dieser Herausforderung stellen sich die jungen Artisten in Fakir-Position auf. Fakire sind ursprünglich indische Gaukler, deren Körper gegen Schmerzen unempfindlich zu sein scheint. Wem das noch nicht spannend genug ist, der kann sich am Nagelbrett versuchen und draufstehen oder sogar liegen. Wenn ein Kind sich dann erfolgreich getraut hat und erzählt, dass das Ganze gar nicht weh getan hat, kann man dabei jede Menge Stolz in den Augen sehen. Sowas hat ja nicht jeder schon gemacht und ganz wichtig, sowas sollte man nur im Beisein von Profis versuchen. Magisch wird das ganze Spektakel dann, wenn man den Zauberern bei ihrer Vorführung zuschaut. Mit Tricks und Täuschungen verdrehen sie einem den Kopf und lassen fragende Gesichter zurück. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei und wer nicht genug kriegen kann, der kommt beim nächsten Projekt wieder.

Nachdem eine Woche lang jeden Tag geprobt wurde, gibt es dann am Freitag den großen Auftritt. Hier präsentieren alle ihre neu errungenen oder verbesserten Fähigkeiten vor dem Publikum, dass größtenteils aus Eltern und Bekannten besteht.