Jungen und Theater
Mein Name ist Jens Niemeier, ich arbeite freiberuflich als Theaterpädagoge. Theaterpädagogik begreift Theater als Medium und versucht, pädagogisch mit dem Medium Theater zu arbeiten in dem Sinne, dass man beispielsweise Schauspielübungen – typische Dinge, die Schauspieler lernen, also die Eigenwahrnehmung, die Fremdwahrnehmung, Umgang mit Emotionen etc. – mit Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen durchführt. Durch Zufall bin ich dazu gekommen, einen Jungen-Theaterkurs anzubieten. Ich habe ein Praktikum am Schauspielhaus Bochum gemacht. Dort gibt es das „junge Schauspielhaus“, wo man sich um Fortbildungen für Jugendliche kümmert. Es kam die Frage auf, warum eigentlich unter den 20 Leuten im jungen Ensemble nur zwei Jungs sind.
Und dann hatte einer der FSJ’ler, die dort arbeiten, die Idee: „Warum machen wir nicht einfach mal einen Jungenkurs?“ Gemeinsam haben wir einen solchen Kurs organisiert. Es gab eine Riesenresonanz. Wir hatten mehr als 20 Anmeldungen und konnten natürlich nur 20 Teilnehmer annehmen. Wir haben uns überlegt, was wir mit den Teilnehmern machen wollen, aber als wir dann angefangen haben, haben wir gemerkt, dass der Kurs eine ganz andere Dynamik entwickelte, als wenn man mit geschlechtsgemischten Gruppen arbeitet. Es spielte sich genau das ab, was Jens Riederle in seinem Vortrag berichtet hat. Zunächst war eine gewisse Angst da: „Was passiert denn jetzt hier?“ Alle hatten sich freiwillig angemeldet, aber es gab mit Sicherheit auch Teilnehmer, bei denen die Eltern gesagt hatten: „Meld’ dich da mal an.“ Manche Teilnehmer standen da und sagten: „Was geht denn hier ab hier? Mache ich, alles klar. Soll ich irgendwas spielen? Zeige ich euch.“ Auf der anderen Seite gab es auch Jungs, die gesagt haben: „Äh, ich soll jetzt hier spielen? Was, wie spielen?“ Beide Gruppen waren in gewisser Weise überfordert.
Es gab allerdings auch Teilnehmer mit Vorerfahrungen. Und dann fingen wir an, mit diesen Jugendlichen zu arbeiten. Nach einer Stunde haben wir gesagt: „Okay, wir machen mal eine Pause.“ Und der FSJ’ler und ich haben uns zusammengesetzt und festgestellt, dass wir unser Konzept über Bord werfen müssen. Wir haben unsere Zettel genommen, weggeworfen und gesagt: „Okay, wir müssen jetzt Sachen zur Gruppendynamik machen.“ Gerade in diesem Kurs gab es ganz viele typische Bei¬spiele dafür, in welchen Bereichen die Jugendlichen sich gegenseitig beweisen wollen.
Den kompletten Vortrag als PDF oder Word-Dokument finden Sie unter Material.